Editorial | Liebe Leserinnen und Leser, die INTERGEO 2024 in Stuttgart wirft ihren großen Schatten voraus, und das Ihnen nun vorliegende Themenheft mit den Interviews der INTERGEO-Hauptsponsoren vermittelt bereits im Vorfeld einen sehr schönen Eindruck hinsichtlich der Vielfalt an gesellschaftlich relevanten Themen, welche im Rahmen dieses geodätischen »Großevents« adressiert werden. Bei näherer Betrachtung der vorliegenden Fachbeiträge wird ersichtlich, dass neben der Erfassung und Interpretation von raumbezogenen Informationen vor allem deren Bereitstellung, Verbreitung und Vernetzung (zum Beispiel in Form von Service-Plattformen) für die Nutzerinnen und Nutzer einen echten Mehrwert darstellt. In diesem Kontext spielt auch die Digitalisierung von Verwaltungsprozessen eine tragende Rolle, denn ohne eine effiziente Administration kann das volle Potenzial von Datendiensten nicht ausgeschöpft beziehungsweise in gesellschaftliche Strukturen integriert werden.
Geodäsie im FOKUS | Tief durch das Alpenmassiv zwischen Innsbruck und Franzensfeste bohrt sich seit 2009 eines der wichtigsten Verkehrsprojekte Europas. Ein komplexes Tunnelsystem quer durch eine tektonische Bruchzone. Mit 64 Kilometern der längste Eisenbahntunnel der Welt. Der Brenner-Basistunnel ist ein Jahrhundertprojekt, auch für Geodäsie und Vermessung, das nach einigen Verzögerungen wieder Fahrt aufnimmt.
Summary
Radar interferometry has experienced an enormous development during the past decades. Presently, it is the only measurement technique capable of observing ground motion on regional and even continental scale with sufficient point density to highly precise areal monitoring tasks. Thus, it is, besides observation of single objects, predestined for performing wide area surveying tasks. Currently, many authorities, companies and other stakeholders have a strong interest to use InSAR for their purposes. Also, the State Agency for Spatial Information and Rural Development (LGL) in Baden-Württemberg has undertaken first steps to establish a corresponding organizational entity and is thereby supported by the Geodetic Institute Karlsruhe (GIK). There are two core questions: For which tasks of LGL can InSAR be used efficiently and in an economic way? Should data be processed by themselves or can those of the German Ground Motion Service (BBD) or European Ground Motion Service (EGMS) serve as basis for proprietary products? The present article sheds light on these questions from an overarching perspective by giving an overview on developments of wide area monitoring, discusses several existing services and collects experience from literature. It concludes with an outlook on new possibilities, that future SAR missions will provide.
Zusammenfassung
Der Klimawandel stellt eine große Herausforderung für unseren Planeten und unsere Existenz dar, insbesondere auch für Kommunen. Diese sind zunehmend von extremen Bedingungen wie Hitzewellen, Dürren und Überschwemmungen betroffen, die eine Änderung der kommunalen Planung zur Stärkung der Widerstandsfähigkeit (Klimaresilienz) erfordern. Der Zugang zu umfassenden Klimadaten ist dabei für Kommunen entscheidend für die Identifizierung von Risiken, die Bewertung von Anfälligkeiten und die gezielte Planung von Anpassungsmaßnahmen. Das Projekt CoKLIMAx zielt darauf ab, Klima- und Satellitendaten aus dem Copernicus Climate Change Service (C3S) und seinem Copernicus Climate Data Store (CDS) für Kommunen bereitzustellen. Der Schwerpunkt des Projekts liegt auf der Entwicklung benutzerfreundlicher Werkzeuge und effizienter Arbeitsabläufe für die Datenerfassung, -verarbeitung, -bereitstellung und -anwendung der Copernicus-Klimadaten unter Einbeziehung aller Interessensgruppen der Stadt, vor allem der Verwaltung. Die entwickelten Werkzeuge und Anwendungen werden im Projekt als Advanced Municipal Climate Data Store-Toolbox (AMCDS-Toolbox) zusammengefasst.
Summary
Geodetic GNSS measurements from ships have been shown to be capable of detecting the perturbation from tsunamis in the open ocean. We propose that a network of ships, based on voluntary participation of cargo and tanker vessels, could contribute to tsunami warning, augmenting the existing systems. Two case studies based on tsunamis generated at the location of historical events are examined based on the distribution of ships that would be expected from such a network. We find that ships are likely to be in position to be the first sensors reached by these tsunamis. We note, however, that the relatively high noise characteristics previously found in ship-based GNSS data requires four or more ships before an unambiguous detection can be made based only on the ship data which may increase the detection time for such a network. In this case a ship-based detection might be delayed compared to the current tide-gauge network, however, ships would still make a contribution to the characterization of an event as they would provide observations from otherwise unsampled locations. The cost of operating such a ship-based network could be mitigated by taking advantage of the additional products that their GNSS systems could provide: estimates of water vapor for weather models and ionospheric observations for space weather.
Zusammenfassung
Land- und Forstwirtschaft sowie Ökosysteme sind zukünftig in stärkerem Ausmaß von Hitze, Trockenheit, Niedrigwasser, Starkregen, Überschwemmungen und phänologischen Veränderungen im Jahreszyklus beeinflusst. Der Klimawandel fordert damit die Fähigkeit zur Resilienz der mitteleuropäischen Kulturlandschaft erheblich heraus. Grundsätzlich stellt die Flurneuordnung ein sehr geeignetes Instrument dar, um diesen Herausforderungen zu begegnen. Hierfür nimmt die Umsetzung von Strategien zur Regelung des Landschaftswasserhaushalts eine zentrale Bedeutung ein. Für die Flurneuordnung liegt in der Auseinandersetzung mit den Folgen des Klimawandels vor allem eine Chance, ihren gesetzlichen Auftrag zur Entwicklung eines Flurneuordnungsgebiets neu zu denken.
Zusammenfassung
Baden-Württemberg arbeitet konsequent an der Einführung eines digitalen Liegenschaftskatasters, in dessen Zentrum ein vollständiger digitaler Workflow innerhalb der Vermessungsverwaltung und die Vernetzung mit Dritten steht. Ziel sind durchgängige Geschäftsprozesse für die Durchführung von Liegenschaftsvermessungen bis hin zu einem sich in Teilen autonom fortführenden Kataster.
Das Amtliche Liegenschaftskatasterinformationssystem (ALKIS) und das Informationssystem Liegenschaftskatasterakten (ILKA) sind Bausteine zur Realisierung des digitalen Workflows. Dazu werden die Daten des Liegenschaftskatasters aller 56 unteren Vermessungsbehörden (UVBs) landesweit einheitlich vom Landesamt für Geoinformation und Landentwicklung (LGL) im Amtlichen Liegenschaftskatasterinformationssystem (ALKIS) geführt. Für die Liegenschaftskatasterakten wird ein eigenes landesweites Informationssystem Liegenschaftskatasterakten (ILKA) implementiert, das unter Nutzung elektronischer Signaturen und technischer Referenzarchitekturen künftig auch die Führung digitaler Originale erlaubt, deren Lesbarkeit und Beweiswert nach den geltenden Vorschriften dauerhaft, unveränderlich und sicher zu gewährleisten sind.
Die rechtlichen Anforderungen an Urkunden und elektronische Dokumente sowie die technischen Grundlagen und deren Umsetzung in Baden-Württemberg auf Basis von Standards werden dargestellt, um den Beweiswert der Liegenschaftskatasterakten auch bei einer digitalen Führung zu erhalten. Für die Führung digitaler Fortführungsnachweise kann die eingeführte Schnittstelle NAS unmittelbar für ILKA genutzt werden, für die digitalen Fortführungsrisse bedarf es dagegen einer Erweiterung in Form der NAS-BWplus.
Zusammenfassung
Digitale Zwillinge gewinnen als Teil des kommunalen Geodatenmanagements und der Geodateninfrastruktur von Städten und Kommunen zunehmend an Bedeutung. In diesem Beitrag wird ein Framework zur Entwicklung von urbanen digitalen Zwillingen vorgestellt, das im Rahmen der vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Projektpartnerschaft iCity entwickelt wurde. Die Nutzung des Frameworks wird an drei Fallstudien evaluiert, wobei die Schwerpunkte bei der Integration von Sensordaten und der Nutzung eines 3D-Stadtmodells als Datenbasis für urbane Simulationen liegen.
Zusammenfassung
Der Beruf des Öffentlich bestellten Vermessungsingenieurs (ÖbVI) hat in Baden-Württemberg eine mehr als 200-jährige Tradition. Im Laufe der Geschichte haben sich die ÖbVI zu einem bedeutenden Teil des amtlichen Vermessungswesens entwickelt. Die nachfolgenden Beiträge schildern den Weg von den historischen Wurzeln über das erste Vermessungsgesetz von 1960 nach der Zusammenlegung von Baden und Württemberg bis zum aktuell gültigen Vermessungsgesetz von 2010. Die darin klar geregelte Aufgabenzuweisung zwischen der Vermessungsverwaltung und den ÖbVI führte zu einer Stärkung des Berufsstandes mit umfangreichen Rechten und Pflichten. Bei der landesweiten Durchführung von Liegenschaftsvermessungen obliegt den ÖbVI eine große Verantwortung in der Erhaltung und Verbesserung der Qualität und Aktualität des Liegenschaftskatasters. Gemeinsam mit der Vermessungsverwaltung beteiligen sie sich an der Ausbildung und der Gewinnung von geodätischen Nachwuchskräften. Zum Ende des Beitrags erfolgt ein kleiner Ausblick zu den Chancen und Perspektiven der ÖbVI in der nahen Zukunft.
Zusammenfassung
Five questions to …
– Jürgen Schomakers (CEO, Esri Deutschland GmbH)
– Thomas Harring (President of Hexagon’s Geosystems Division)
– Boris Skopljak (Vice President, Survey & Mapping and Building Construction Field Solutions, Trimble)